Lokalisierung

Übersetzung vs. Lokalisierung: die Unterschiede im Überblick

Anstelle klassischer Übersetzungen bieten immer mehr Agenturen für bestimmte Textarten Lokalisierungen an. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen Übersetzungen und Lokalisierungen und welche Form eignet sich wann besser? Das erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag.

Texte professionell zu übersetzen, ist eine komplexe Aufgabe, zu der oft mehr gehört, als Inhalte von einer Sprache in die andere zu übertragen. Damit Texte auch in der Zielsprache authentisch klingen und zum Zielland passen, müssen der kulturelle und thematische Kontext, die Textart oder die Zielgruppe berücksichtigt werden.

In Kürze

  • Die Begriffe Übersetzung und Lokalisierung werden häufig synonym verwendet, doch das weckt falsche Erwartungen.
  • Lokalisierungen sind erweiterte Übersetzungen, die die Ausgangstexte zusätzlich an die Kultur des Zielmarkts anpassen.
  • Lokalisierungen sind besonders für strategische Inhalte, für Websites, Apps oder Marketingunterlagen sinnvoll.

Definition: Was ist eine Übersetzung?

Eine Übersetzung überträgt die Inhalte und die Struktur eines Dokuments möglichst originalgetreu aus einer Sprache in eine andere. Das Ziel einer guten Übersetzung ist es, dass sich der übersetzte Text wie ein Originaltext liest und eben nicht wie eine Übersetzung. Daher sollten Übersetzungen immer von Muttersprachler:innen angefertigt werden. Sie können diesem Anspruch an eine natürliche Sprache und Authentizität am besten gerecht werden. Die Datenschutzerklärung von Google ist ein gutes Beispiel für eine klassische Übersetzung:

Für welche Texte eignen sich Übersetzungen?

Übersetzungen eignen sich besonders für:

  • Produktbeschreibungen
  • Verträge
  • Technische Datenblätter
  • AGB
  • Datenschutzerklärungen

Übersetzungen sind immer dann die beste Lösung, wenn die Inhalte des Ausgangstext in der Zielsprache möglichst genau wiedergegeben werden sollen. Deswegen bleibt auch die Struktur des Texts unverändert. Besonders bei wissenschaftlichen, technischen oder juristischen Texten mit Fachtermini ist eine originalgetreue Übersetzung wichtig.

Was versteht man unter Lokalisierung?

Bei einer Lokalisierung (engl. Localisation, abgekürzt L10n, da im Englischen zehn Buchstaben zwischen L und n stehen) wird der Ausgangstext nicht nur in die Zielsprache übertragen, sondern auch an die kulturellen Besonderheiten des Zielmarkts, die für das Verständnis des Texts wichtig sind, angepasst. Die Lokalisierung geht also noch einen Schritt weiter als eine klassische Übersetzung. Schließlich sollen die übertragenen Inhalte und die Tonalität genau zum Zielmarkt passen – auch wenn es sich um einen ganz anderen Markt handelt als den, für den der Text ursprünglich geschrieben wurde. Die Lokalisierung orientiert sich dabei inhaltlich und strukturell am Original, wird aber so an die Zielgruppe angepasst, dass sie muttersprachlich und wie für den jeweiligen Markt geschrieben wirkt.

Der Unterschied zwischen Lokalisierung und Übersetzung

Dass die Begriffe Übersetzung und Lokalisierung häufig synonym verwendet werden, kann schnell zu Verwirrung und falschen Erwartungen führen. Denn tatsächlich baut eine Lokalisierung auf einer Übersetzung auf. Bei der Übersetzung überträgt die Übersetzerin oder der Übersetzer den ursprünglichen Text sinngemäß und korrekt in die gewünschte Zielsprache.

Der Inhalt bleibt dabei unverändert. Bei der Lokalisierung sind bis zu einem gewissen Grad Anpassungen und inhaltliche Änderungen des Ausgangstexts erforderlich. Man könnte auch von einfachen und lokalisierten Übersetzungen sprechen – denn in beiden Fällen werden Inhalte von einer Sprache in eine andere übertragen.

„Lokalisierungen sind erweiterte Übersetzungen: Ausgangstexte werden zusätzlich an die Kultur des Zielmarkts angepasst.“

Grafik zu dem Unterschied zwischen Lokalisierung und Übersetzung

Wann brauche ich eine Lokalisierung und warum?

Lokalisierungen eignen sich besonders für:

  • Websites
  • Apps
  • Kataloge
  • Präsentationen
  • Pressematerialien
  • Blogbeiträge
  • Landing Pages
  • Whitepaper
  • Marketingunterlagen

Ob eine Lokalisierung für euer Unternehmen infrage kommt, hängt zum größten Teil von euren Zielen und der Art des Ausgangstexts ab. Für Websites, Apps oder Marketingunterlagen sind Lokalisierungen besonders sinnvoll. Hier spielt ihr Content idealerweise strategisch und marktbezogen aus und verfolgt mit den Inhalten meist sehr lokale Ziele.

Website-Lokalisierungen

Eine professionelle und ansprechende Website gehört heute zur Grundausstattung eines Unternehmens. Wenn ihr mit euren Produkten und Dienstleistungen neue Märkte erschließen wollt, solltet ihr euer Angebot unbedingt in der jeweiligen Landessprache anbieten. Besonders wichtig ist dabei die lokale Ansprache, sodass die User:innen gar nicht merken, dass das Unternehmen nicht ursprünglich aus ihrem Land kommt. Lokalspezifische Normen wie Maßeinheit, Währung, Datums- und Zeitangabe oder das Format der Telefonnummer unterstützen diesen Eindruck.

TIPP

Die Suchvolumina und Suchverhalten sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Setzt deswegen zusätzlich zu lokalisierten Inhalten auf eine lokale SEO-Strategie und lokalisiert eure Keywords.

Junge Frau mit Headset lacht vor dunkler Wand.

Website-Lokalisierung

Damit Kund:innen sich bei euch wohlfühlen: Wir bieten Lokalisierungen für Websites in über 30 Sprachen.

App-Lokalisierungen

Eine App funktioniert am besten, wenn sie genau auf die Zielgruppe und den Zielmarkt zugeschnitten ist. Das gilt für die dargestellten Inhalte, aber auch für Design, Icons, Keywords, Bildsprache, Funktionen und vieles mehr.

Daher führt ihr am besten vor der Lokalisierung eine umfassende Analyse des Zielmarkts und des Marktpotenzials durch.

Marketing-Lokalisierungen

Bei der Lokalisierung ist nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch die soziale und kulturelle Umgebung wichtig. Bei der Übersetzung eurer Werbe- und Informationsmaterialien solltet ihr daher darauf achten, die Orte, Angaben zu Versandkosten und andere lokale Bezüge an das jeweilige Land anzupassen.

Setzt vor allem bei Marketing-Content auf Lokalisierungen, denn diese Texte sind in der Regel besonders zielgruppenorientiert. Für Claims oder Slogans eignen sich sogar noch freiere Formen der Übersetzung wie die Transkreation (siehe unten).

Beispiele für lokalisierte Angaben

Bei einer Lokalisierung werden Teile des Originaltexts an den Zielmarkt angepasst. Bei Marketing-Übersetzungen aus dem Deutschen ins Niederländische solltet ihr beispielsweise überlegen, ob ihr das höfliche Sie oder das umgangssprachliche Du verwenden wollt. Ob im Deutschen gesiezt oder geduzt wird, spielt dabei keine Rolle – entscheidend ist der Blick auf die niederländische Zielgruppe. Bei einfachen Übersetzungen wird dies in der Regel nicht angepasst, bei lokalisierten Übersetzungen werden diese Feinheiten berücksichtigt. Gleiches gilt für viele andere funktionale und kulturelle Angaben.

Formate für Datum und Uhrzeit

Weltweit gibt es verschiedene Schreibweisen für Datum und Uhrzeit. Steht der Monat vor dem Tag? Nutzt ein Land eher ein 24-Stunden- oder 12-Stunden-System für die Zeitangabe? Und mit welchen Zeichen werden Tag, Monat und Jahr voneinander getrennt? Bei Lokalisierungen werden diese Angaben an die Gepflogenheiten im Zielland angepasst.

Telefonnummern und Kontaktdaten

Ansprechpartner:innen, E-Mail-Adressen und Telefonnummern unterscheiden sich in der Regel von Markt zu Markt und auch die Darstellung der Kontaktdaten kann unterschiedlich sein. Beispielsweise wird in einigen Ländern „00“ als Ländervorwahl verwendet. Aber nicht in allen: So wird etwa in den USA und in Kanada „011“ angeführt. Diese Angaben solltet ihr unbedingt lokal anpassen.

Maßeinheiten

Zentimeter oder Zoll? Meilen oder Kilometer? Gramm, Unze oder Pfund? Angaben zu Maßeinheiten, Längen oder Gewichten variieren international stark und sind für die professionelle Internationalisierung von Shops und Websites unerlässlich, damit sich Zielgruppen schnell zurechtfinden und nicht umständlich umrechnen müssen.

Kleidergrößen

Kleider- und Konfektionsgrößen werden international ebenfalls unterschiedlich angegeben. Die europäische Damenschuhgröße 38 wird zum Beispiel in den USA mit 7, in Großbritannien mit 4,5 und in Japan mit 24 angegeben. Unternehmen, die die Texte ihrer Onlineshops für bestimmte Zielländer übersetzen lassen, sollten die Angaben der Kleidergrößen unbedingt lokalisieren – ansonsten sind die Kund:innen schnell frustriert.

Währungen und Zahlen

Dollar, Euro oder Yuan? Preisangabe auf Websites und in Shops sollten immer in der jeweiligen Landeswährung angegeben werden. Je nach Land steht das Währungszeichen vor oder hinter dem Betrag.

Gesellschaftliche Werte und Normen wie Humor, Etikette und Symbole

Jedes Land hat seine eigenen Feiertage, Bräuche und Rituale. Doch nicht nur die Festtage selbst können sich für bestimmte Zielgruppen unterscheiden, auch Texte zu internationalen Festen wie Weihnachten sollten je nach Zielland überprüft werden. Wer beispielsweise einen Text aus dem Deutschen für den australischen Markt übersetzt, sollte keine weißen Weihnachten wünschen, da zu diesem Zeitpunkt auf der Südhalbkugel Sommer ist. Hier bieten sich je nach Zielgruppe und Marke eher Grußformeln wie „Happy holidays“ oder „Seasons greetings“ an.

Zudem können Symbole oder Zahlen – abhängig von Land und Kultur – unterschiedliche Bedeutungen haben. In China stehen beispielsweise die Zahlen 4 oder 512 für Unglück. Eine limitierte Auflage mir diesen Stückzahlen wäre also kein Verkaufsschlager. Die 8 hingegen ist die absolute Glückszahl – diese Besonderheiten sollten bei Inhalten für den chinesischen Markt berücksichtigt werden.

Bei einer guten Lokalisierung werden solche Hinweise an die Kund:innen weitergegeben und alternative Lösungen angeboten.

Farben, Grafiken und Bilder

Lokalisierungen prüfen auch visuelle Inhalte auf ihren kulturellen Fit. Einige Darstellungen können für bestimmte Kulturräume stilvoll und harmlos erscheinen, in anderen Kulturen aber als Beleidigung aufgefasst werden. Gleiches gilt für Farben. Zudem sollten die auf Fotos und Websites dargestellten Personen der landesspezifischen Kultur entsprechen.

Übersetzer:innen können diese Prüfung nur bedingt leisten. Daher solltet ihr euch als Unternehmen zusätzlich muttersprachliche Expertise in den Bereichen Werbung und Design einholen.

Ein typisches Beispiel für Lokalisierungen sind Texte mit Zeichenbegrenzung wie einfache Anzeigentexte für Google Ads. Hier müssen oftmals Teile gestrichen oder so umformuliert werden, dass das Wichtigste gesagt ist und es sich trotzdem noch gut anhört. Einfache Übersetzungen aus dem Englischen sind beispielsweise meistens länger als das Original.

Ihr benötigt Hilfe bei der Lokalisierung eurer Inhalte?

Wir unterstützen euch! Schickt uns einfach eine unverbindliche Anfrage und wir melden uns schnellstmöglich zurück.

Was ist die nächste Stufe nach einer Lokalisierung?

Gerade bei Claims oder Headlines, die emotional wirken oder Reaktionen auslösen sollen, sind Sprachwitz, kulturelle Anspielungen oder länderspezifische Hintergründe beliebte Mittel. Bei einfachen Übersetzungen und Lokalisierungen gehen diese sprachlichen Feinheiten jedoch verloren. Hier arbeitet man vermehrt mit dem Prinzip Transkreation. Transkreationen lösen sich vom Originaltext, ohne seinen Sinn zu verändern, und passen ihn kreativ an den jeweiligen Zielmarkt an.

„Eine Transkreation ist eine Kombination aus den Begriffen Translation und Kreation und kann als kreative Übersetzung oder bilinguale Texterstellung bezeichnet werden.“

Eine Transkreation hat als Basis immer einen Ausgangstext und ein ergänzendes Briefing. In manchen Fällen muss der Inhalt jedoch so stark angepasst werden, dass der Ausgangstext überflüssig wird. Wenn der Ausgangstext nicht gut oder inhaltlich nicht relevant für das Zielland ist, eignet sich eine Textneuerstellung.

Geordnet nach dem Anpassungsgrads des Ausgangstexts ergibt sich folgende Reihenfolge:

Was sind die Herausforderungen bei Lokalisierungen?

Bei Lokalisierungen ist neben dem Wissen über kulturelle und gesellschaftliche Besonderheiten des Ziellandes auch Branchenwissen wichtig. Außerdem muss man das Texthandwerk beherrschen und sich an die Tonalität der Kundin oder des Kunden anpassen, ohne dabei den Ausgangstext zu vergessen – das ist eine komplexe Aufgabe.

Fazit: Lokalisierungen werden immer wichtiger

Lokalisierungen sind in der heutigen globalen und digitalen Welt wichtiger denn je. Menschen wollen gezielt und in ihrer Muttersprache angesprochen werden – sonst vermischt sich alles zu einer unspezifischen Masse. Daher ist es wichtig, mehrsprachigen Content immer passgenau auf Zielmarkt und Zielgruppe zuzuschneiden, damit sich Menschen – und damit auch Kund:innen – wirklich abgeholt und verstanden fühlen.

Autorin

Jana Finklenburg

Nach ihrem geisteswissenschaftlichen Studium hat Jana als Redakteurin, Projektmanagerin und Strategin viel Erfahrung in der Hamburger Agentur- und Kommunikationsbranche gesammelt. Dieses Wissen lässt sie regelmäßig in praxisnahe Texte rund um die Themen redaktionelle SEO, strategisches Content Marketing und und Content-Trends einfließen.

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